Das 50. Jubiläum hat die
Billard-sparte des ESV Wolfenbüttel schon gefeiert. Ob es allerdings
zum 60-jährigen kommt, ist fraglich. "Wir werden wahrscheinlich
dicht machen müssen", klagt Vereinsmitglied Wilhelm Klein.
Er ist enttäuscht über den
Schwund der Mitglieder - vier zählt der Club zurzeit. Schon jetzt
teilen sich die Mitglieder den Raum im Okerstadion mit der ESV-Jugendfußballabteilung.
Drei der vier Tische stehen zusammengeklappt in der Ecke. Zu Glanzzeiten
nutzten sie bis zu 20 Personen. Klein erklärt sich den Rückgang durch
fehlende Attraktivität. "Der Nachwuchs, den wir bräuchten,
interessiert sich mehr für die Billardformen Pool oder Snooker. Die
wollen halt mehr auf dem Brett sehen". Interessierte können sich
bei Wilhelm Klein telefonisch unter (05331) 7 53 55 melden.
ESV bevorzugt Carambolage
Beim ESV wird dagegen die Spielvariante Carambolage bevorzugt. Der
Unterschied besteht darin, dass es bei dieser Form keine Taschen gibt:
Es gilt, die zwei bis drei anderen Kugeln mit dem Spielball zu treffen.
"Um die Partien spannender zu machen, erfand man vor einiger Zeit
das Dreiband", erklärt Klein. Dreiband heißt, dass der angestoßene
Ball während des Spielablaufs drei Banden berühren muss. Damit die
Kugeln gleichmäßig laufen, ist der Billardtisch sogar beheizt. Grund:
Unter den Bällen bildet sich so ein Luftpolster. Punktspiele hat die
Billardabteilung des ESV nie bestritten. Dazu wäre die Mitgliedschaft
im Deutschen Billardbund nötig. "In diese Verbindung wollten wir
aber nicht eintreten", so Klein. Als Trainingsanreiz organisierte
der Verein Städteturniere. "Wir haben Freundschaften zu Clubs aus
Salzgitter und Halberstadt gepflegt. Wir besuchten uns regelmäßig und
absolvierten Turniere." So gab es für die ESV-Mitglieder von Zeit
zu Zeit eine Abwechslung. Diese Freundschaften sind inzwischen jedoch
eingeschlafen. "Freitag war schon immer der Billardtag, früher
stand da nichts anderes auf dem Programm", erinnert sich Klein an
bessere Zeiten der Sparte. Manchmal war der heute 79-jährige erst
morgens um Fünf zuhause. "Als junger Spieler musste man warten,
bis die Alten keine Lust mehr hatten. Erst dann durften wir an die
Platte. Aber das ist heute nicht mehr so", erzählt Klein.
Nicht rauchen, nicht reden
Während der Partien gab es strenge Regeln für den unmittelbaren
Spielfeldrand: Es durfte weder geraucht, getrunken noch geredet werden.
"Billard ist eben ein Sport der ganz leisen Töne", betont
Klein. Bleibt nur zu hoffen, dass es in Zukunft wenigstens die ganz
leisen Töne - statt gar keiner - in der Billardabteilung des ESV gibt.
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